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Siedler- und Eigenheimervereinigung Regensburg e.V.

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93057 Regensburg

Letzte Änderung:
14.04.2024

Rede von Frau Margit Wild MdL, anlässlich der Ehrung der 70-jährigen der Siedlervereinigung, am Erntedanksonntag, den 4.10.2015.

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

vor einem halben Jahr fand die Bereichsversammlung der Siedler und Eigenheimer hier in Regensburg statt. Ich habe dort in meinem Grußwort deutlich gemacht, dass die SPD nicht nur der Mieter, sondern auch die Partei der Eigenheimer ist.

Zuerst muss es natürlich ein politisches Anliegen der Sozialdemokratie sein, möglichst vielen Menschen den Traum vom Eigenheim zu erfüllen. Schließlich bedeutet ein eigenes Zuhause Besitz und Unabhängigkeit. Wer sein Leben lang Miete zahlt verteilt schließlich Geld von „unten nach oben“, weil der Hausbesitzer Einnahmen hat, während der Mieter Geld bezahlt, ohne zu besitzen. Im Sinne einer gerechten, sozialen und demokratischen Gesellschaft haben wir also ein Interesse daran, dass der Anteil der Mieter stetig sinkt. Also: Wir wollen mehr Eigenheimer. Zudem haben Eigenheime eine weitere positive Eigenschaft – gerade in Flächenstaaten, wie Bayern es ist: Sie binden die Besitzer an einen Ort. Wer ein Haus in einer Gemeinde hat, der will auch, dass es dort eine gute Infrastruktur gibt, dass dort Schulen bestehen bleiben, Ärzte vor Ort sind, dass es Einkaufsmöglichkeiten gibt und dass ein kulturelles Leben stattfindet. Ich will Mietern dieses Interesse gar nicht absprechen, aber ich meine schon, dass es ein Unterschied ist, ob man mit einem eigenen Haus an einen Ort gebunden ist, oder ob man dort mietet und dann eben wegzieht, wenn die Infrastruktur nicht mehr ausreichend gut gestaltet ist.

Anfang Februar beispielsweise hat die Bayern SPD-Landtagsfraktion einen Eigenheimerempfang in München durchgeführt. Neben unserem Staatssekretär im Bauministerium, Florian Pronold, war auch der Präsident des Eigenheimerverbandes Heinrich Rösl anwesend. Ich denke, das zeigt, dass wir gemeinsame Interessen und Ziele haben.

Aber heute soll es ja nicht um Politik gehen, sondern die Hauptperson des heutigen Tages sitzen vor mir: die Jubilare.

Sie feiern heute Ihren 70. Geburtstag. Das heißt, Sie sind im vermutlich bedeutendsten Jahr des 20.Jahrhunderts geboren. Das Jahr 1945 steht wie kein anderes in unserer Epoche für einen Neuanfang. Mit der bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai 1945 beginnt eine neue Zeit – wir nennen den Tag daher auch „Stunde Null“. Dass der Bruch zwischen der Zeit davor und danach nicht so radikal war, wie der Begriff „Stunde Null“ sagen will, hat sich später in den 1960er-Jahren während der Studentenunruhen herausgestellt. Aber auch darum soll es heute nicht gehen.

Trotz der politischen, gesellschaftlichen und historischen Dimension des Jahres 1945 möchte ich heute an die banalen Dinge von vor 70 Jahren erinnern. An den Alltag der Menschen.

Beim Blick auf die Geburtsdaten bekannter Menschen aus dem Jahr 1945 fallen viele Namen auf: der Benediktinerpater Anselm Grün, Schauspieler Robert Atzorn, die Sängerin Katja Ebstein, Gitarrist Eric Clapton, Schlagerstar Jürgen Drews, Fußballtrainer Jupp Heynckes, Priscilla Presley, Wim Wenders, der “Kaiser“ Franz Beckenbauer und der „Bomber der Nation“ Gerd Müller – es scheint also ein guter Jahrgang gewesen zu sein. Ich weiß nicht, ob heute ähnliche Fußballtalente aus Regensburg im Raum sind?

Im Jahr 1945 erhält Sir Alexander Fleming den Nobelpreis für die Entdeckung von Penicillin. Per Zufall hatte er es 1928 entdeckt. Das zeigt uns, denke ich, doch sehr deutlich, welche Fortschritte im Bereich von Medizin und Naturwissenschaft inzwischen gemacht worden sind. Vor nicht einmal 90 Jahren ist man noch an einer simplen Bakterieninfektion gestorben – heute werden komplizierteste Operationen durchgeführt, wir transplantieren Herzen und Nieren!

Ich habe mir mal angesehen, welche Schauspieler und Filme im Jahr 1945 berühmt waren und ausgezeichnet wurden. So hat beispielsweise Ingrid Bergmann einen Golden Globe und einen Oscar für ihre Rolle in „Das Haus der Lady Alquist“ bekommen. Bing Crosby wurde als bester Hauptdarsteller in „Der Weg zum Glück“ ausgezeichnet.

Das bekannteste Lied zu dieser Zeit war natürlich Marlene Dietrichs „Lili Marlen“. In den Hitparaden finden sich aber auch Lieder von Doris Day, Frank Sinatra („Nancy, with the laughing face“), Bing Crosby, Duke Ellington, Ella Fitzgerald und The Andrew Sisters.

Zwei Sätze möchte ich auch zur Mode der damaligen Zeit sagen. Schon im Herbst des Jahres 1945 werden zwei neue Modezeitschriften, >>Berlins Modeblatt<< und >>Chih<< gegründet. Kostüme werden aus Armeedecken, Dirndlkleider aus Lazarettbettwäsche geschneidert, Uniformjacken zu Trachtenjacken verwandelt und das >bessere< Kleid aus Fallschirmseide hervorgezaubert. Die Röcke sind kürzer und bedecken kaum das Knie; die Schultern werden breiter und die Stoffe schlechter denn je. Sogar die Unterwäsche muss selbst geschneidert werden. Das Angebot von Kleidung auf dem schwarzen Markt ist unzureichend. Alte Herrenhosen, weite Hemden, abgewetzte Kleiderschürzen und zu einem Turban geschlungene Kopftücher prägen das Bekleidungsbild der zerbombten Städte.

Und damit möchte ich meinen kleinen Rückblick auf das Jahr 1945 beenden. Es war ein Jahr des Neuanfangs, ein Jahr schrecklicher Ereignisse – ich erinnere nur an die beiden Atombomben von Hiroshima und Nagasaki – unzähligen Leids und großen Nöten. Ihre Familien, Ihre Eltern haben viel gegeben, um Sie großziehen zu können. Es war sicher keine einfache Zeit, in der Sie zur Welt kamen und auch die folgenden Jahre waren alles andere als schön. Ich erinnere nur an die kalten, strengen Winter 1946/47 und 1947/48. Der Winter 46/47 ging als Hungerwinter in die deutsche Geschichte ein.

Sie und Ihre Familien haben eine harte Zeit durchlebt, durften dann den wirtschaftlichen Aufschwung der 50erJahre genießen und wir können uns heute glücklich schätzen, auf einem friedlichen und reichen Fleckchen Erde leben zu können. Wir müssen und um nichts sorgen, wenn wir ehrlich sind: Wir haben zu Essen und zu Trinken, wir müssen im Winter nicht frieren und wir müssen keine Angst um unser Leben haben. Es geht uns heute gut. Die Geschichte von 1945 bis heute ist auch Ihre Geschichte, meine sehr geehrten Damen und Herren. Die Bundesrepublik Deutschland wird erst in vier Jahren 70 Jahre alt sein, die Nachkriegsgesellschaft wird es heuer schon. Sie sind der Jahrgang des Neuanfangs, Sie sind der Jahrgang des wirtschaftlichen Aufschwungs, Sie sind der Jahrgang des Europäischen Friedens.

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